Fachkräftemangel. Wer das Wort nicht mehr hören kann, Hand hoch! Ich wäre dann dabei.
Und doch habe ich in jedem Coaching und in jeder Mediation direkt oder indirekt damit zu tun, denn die Auswirkungen sind gravierend.
Ob Geschäftsführer, Inhaber oder Hausleiter. Alle haben mittlerweile großen Respekt davor Konsequenzen auf Fehlverhalten ( ob bewusst oder unbewusst ) folgen zu lassen. Sie haben schlicht und ergreifend Angst um (fast) jeden Mitarbeiter. Und dies leider berechtigt.
Dessen sind sich jedoch auch die Mitarbeiter sehr bewusst und nutzen häufig die Lage aus. Nicht alle, aber leider auch nicht wenige.
Oft wird die Frage von Führungskräften an mich herangetragen: "Wie weit soll ich gehen und mir das gefallen lassen?" Meine Gegenfrage lautet dann immer: "Wie weit sind Sie bereit zu gehen, ohne Ihre Werte und tiefsten Überzeugungen aufzugeben?
Was für einen Sinn haben Ermahnungen, Kritikgespräche, Anordnungen, usw., wenn keine tragbaren Konsequenzen folgen "können"? In diesen Zeiten sind wir im Handel gezwungen große Kompromisse zu machen, doch wir sollten uns auch der Folgen bewusst sein:
Wie geht es den Mitarbeitern damit, die loyal sind und die schwierige Situation nicht ausnutzen? Wie steht es dann um den Abteilungs- oder Marktfrieden und vor allem: Wie geht es mir persönlich damit?
Jeder kennt es aus Erfahrung: Wenn ich etwas tue, was gegen mich und meine Werte arbeitet, werde ich unsicher, unzufrieden und unglaubwürdig.
Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt führt in sehr vielen Fällen zu großen Konflikten, denn die Kolleg*innen fühlen sich ungerecht behandelt und benachteiligt, wenn nicht für alle die gleichen Regeln gelten, bzw. diese nicht von allen respektiert werden und keine Konsequenzen folgen.
Die große Gefahr ist also weniger der Verlust der Mitarbeiter, die den Unfrieden stiften, sondern derer die gehen, weil in zweierlei Maß gemessen wird.
Die alles entscheidende Frage ist in meinen Augen also: Wie weit bin ich als Führungskraft bereit zu "dulden" und wann ist es meine Aufgabe, mich, meinen Markt oder meine Abteilung zu schützen und für meine und unsere Werte einzustehen?
Wie weit sind Sie bereit zu "dulden"?
Ihre Sandra Sagner
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