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Tun wir unser Bestes?

  • mail681374
  • 1. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Glauben Sie im Allgemeinen, dass Menschen Ihr Bestes tun?


Diese Frage stelle ich im Coaching mittlerweile gern. Brene´ Brown, US-Autorin und Wissenschaftlerin, berichtet in Ihren Büchern ausgiebig über Ihre Forschungsergebnisse zu dieser „Wunderfrage“. (Quelle Dare To Lead / The Gifts Of Imperfection )

Zugegeben, nicht alle meiner Führungskräfte im Coaching reagieren sofort mit Verständnis.

Besonders dann nicht, wenn Groll, Zorn oder Verzweiflung über das Verhalten einer bestimmten Person als Gesprächsinhalt vorausgegangen ist.


Aktuelles Beispiel:

Eine Vertriebsleitung, die nicht angemessen kommuniziert, immer wieder über das Ziel „hinausschießt“ und oft respektlos reagiert, mit dem Ergebnis einer großen Unzufriedenheit im Team sowie reichlich „Sprengstoff“ innerhalb der Marktleitung.

Die Antwort des Geschäftsführers und direkten Vorgesetzten auf meine Frage, ob er glaube, dass sein Mitarbeiter sein Bestes tue, kam ohne zögern. „ Nein, natürlich nicht. Ganz bestimmt nicht. Ich verstehe die Frage nicht, nach allem, was ich Ihnen erzählt habe.“


Menschen, die mit „Nein“ antworten, so wie mein Kunde, sind i.d.R. sehr schnell mit Verurteilungen und Wertungen. Sie kämpfen oft mit Perfektionismus und sind hart zu sich selbst und anderen, urteilen gern was und wer „dumm, faul, durchgeknallt oder unfähig“ ist. Sie sind zudem oft selbst sehr schnell damit darauf hinzuweisen, dass auch sie nicht immer ihr Bestes geben, ungeachtet dessen, dass es vielleicht gerade das Beste ist, was ihnen möglich ist.


Meine nächste Frage, verbesserte die Stimmung des Geschäftsführers nicht gerade:


„Was ist Ihr Anteil daran und wie können sie die Person, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, unterstützen?) (Was übrigens nicht bedeutet, dass wir aufhören Menschen zu fordern, sich Ziele zu setzten und erwarten, dass sie sich entwickeln, spiegeln lassen und verändern.)


Menschen mit dem größten Mitgefühl sind immer auch diejenigen mit den bestdefinierten Grenzen. Menschen, die meine Frage mit „JA“ beantworten und davon ausgehen, dass andere ihr Bestes tun, ganz gleich, wie das Beste derzeit aussieht, fordern ihre eigenen Bedürfnisse ein und lassen sich nicht alles bieten. Diese Menschen bitten um das, was sie brauchen. Sie sagen NEIN zu Dingen, die sie nicht wollen oder die gegen ihre Werte arbeiten und wenn sie JA sagen, meinen Sie JA! Grenzen schützen vor Groll und Unzufriedenheit. Ich habe selten etwas anderes erlebt! Diese Menschen sind mit sich und Ihrem Umfeld „fein“, glauben an sich und andere und setzten Ihre Grenzen.


„Mein Geschäftsführer“ war jedoch weit davon entfernt, Grenzen vorzuleben, geschweige denn zu erkennen und zu kommunizieren!


Menschen lernen uns so zu behandeln, wie wir uns in unseren Augen selbst behandeln.

Wenn ich aus den falschen Gründen zustimme, etwas für jemanden zu tun, als Beispiel aus dem Grund „gemocht zu werden“ oder als „besonders fleißig“ zu gelten, obwohl mir die Sache gar nicht zusagt oder gerade gar nicht passt, bin ich es mir selbst nicht wert, für mich zu sorgen. Wie kann ich da voraussetzten, dass Mitarbeiter meine Arbeit und mich als Person und Vorgesetzten wertschätzen?

Dies gilt genauso für schwierige Gespräche. Oft ziehen wir Groll und Unzufriedenheit vor, da wir denken, dies ist einfacher zu ertragen, als uns einem schwierigen Gespräch zu stellen.

Das ist ein großer Irrtum! Es ist nicht nur aufreibend und belastend, es ist dem Betroffenen gegenüber auch noch extrem unfair, denn Klarheit ist fair!



Statt der Vertriebsleitung, arbeite ich nun zunächst mir der Geschäftsführung. Ich ziehe den Hut vor so viel Bereitschaft zur Selbstreflektion. Ich hoffe, dass mein Kunde die Frage irgendwann aus Überzeugung mit JA beantwortet und gleichzeitig Selbstmitgefühl übt und seine Integrität wahrt.


Glauben Sie im Allgemeinen, dass Menschen Ihr Bestes tun?


 
 
 

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